Text + Grafiken: Hans-G. Dierks, Fotos: Uwe Naeve, Erfde
Mitglieder des Naturschutzvereins Süderstapel beobachten seit Mai 2018 die Verbreitung und das Vorkommen von Igeln in Stapel. Mit großer Bereitschaft unterstützten zusätzlich viele Bürger die Igelaktion, teilten ihre Beobachtungen mit und öffneten ihre Gärten, damit Wildkameras an strategisch günstigen Stellen zum Nachweis installiert werden konnten. Der Igel ist eben ein sehr bekannter und beliebter Bewohner der Gärten und Höfe – und das Entgegenkommen der Bürger war beachtlich positiv. Das Vorkommen des bedrohten Tieres darf nicht als selbstverständlich angenommen werden. Tote Igel an Straßen gehören mittlerweile zur Ausnahme, obwohl der Verkehr in den letzten Jahren stetig zugenommen hat. Trotzdem wird der Status des Igels in Naturschutzkreisen als nicht bedroht eingeschätzt. Deshalb gibt es nur wenige Felduntersuchungen über den Igel im Lande. Unser Motiv ist es daher gewesen, für den Ortsteil Süderstapel einen Überblick zu verschaffen. Bis Ende Juli 2018 konnte der Verein 24 Beobachtungen mit 10 Wildkameras und 5 Zufallsbeobachtungen registrieren. Ende August – das ist die Hauptwurfzeit – sowie im September machen sich die Tiere rar und sind nur noch schwer nachzuweisen. Das könnte aber auch eine Folge der in dem Jahr 2018 vorhandenen Trockenheit gewesen sein.
Das Foto zeigt einen erwachsenen Igel bei Tageslicht im Garten. Das ist leider ein ganz schlechtes Zeichen, denn Igel sind dämmerungs- nachtaktiv und Aktivitäten bei Tageslicht weisen auf gesundheitliche Störungen hin. Außerdem weist das Tier eine „Hungerfalte“ oben hinter den Ohren auf, ein weiterer Hinweis, dass es dem Igel nicht gut geht.
Wildkamera-Ergebnisse für 2018
Infolge der Trockenheit im Sommer 2018 konnten wir keinen Igelnachwuchs im Ortsteil Süderstapel feststellen.
(Kartengrundlage: Landesvermessungsamt SH)
Die Verteilung der Igel-Nachweise streut über den gesamten Ortsteil von Süderstapel und zeigt, dass Igel überall vorkommen. Wenn noch mehr Kameras installiert worden wären, hätten wir die Nachweis-dichte weiter steigern können, aber der Arbeitsaufwand wird dadurch unangemessen groß. Die Reviergröße eines Weibchens liegt bei 20 ha, die des Männchens kann bis zu 60 ha betragen. Die Tiere sind sehr mobil und durchstreifen jede Nacht größere Bereiche auf der Suche nach Nahrung. Dabei verlassen sie auch den eigenen Garten. Mehrere Tiere können sich problemlos ein Revier teilen, sie gehen sich auf ihren langen nächtlichen Wanderungen aus dem Weg. Mit der angewendeten Wildkamera-Methode lassen sich die Igel leider nicht exakt zählen, dazu müssten sie individuell gefangen und aufwendig gekennzeichnet werden. Trotzdem können einige Erkenntnisse aus der Erfassung abgeleitet werden. Vor allem wissen wir nun durch die intensive Beschäftigung, wo sich auf den Grundstücken günstige Stellen zur Beobachtung befinden.
Begründung für den Nachwuchsausfall 2018
Aufgrund der dreimonatigen Dürre ab Anfang Mai im Jahre 2018 waren wenig Regenwurm- und Schneckenaktivitäten in den Gärten festzustellen – und fressbare große Bodeninsekten (Mistkäfer, Laufkäfer) sind ohnehin selten. Die Nahrungsbasis ist deshalb eher spärlich gewesen und das hat sich offensichtlich negativ auf die Fortpflanzung ausgewirkt. Gleichwohl sind in Norderstapel Igelkinder beobachtet worden. Anders als z.B. bei Rehen oder Hasen, die im zeitigen Frühjahr ihren Nachwuchs bekommen, beginnen die Igel erst Ende Mai in prozentual wenigen Fällen mit der Aufzucht des Nachwuchses. Hauptwurfzeit beim Igel ist der Monat August, aber auch im September können noch Jungtiere geboren werden. So erklärt sich auch, warum immer wieder Ende September untergewichtiger Igelnachwuchs im Garten anzutreffen ist. Da die Tiere zum Überwintern 500 Gramm wiegen sollten, können diese Nachkömmlinge nicht überleben und sind auf die Hilfe des Menschen angewiesen. Katzennassfutter ist für die Igel ein gut verwendbares Fressen, das auch gerne angenommen wird.
Die Grafik zeigt die Verteilung der Geburten in den Sommermonaten, wobei über 50% der Geburten im August erfolgen. Aber auch Monat September ist eine wichtige Wurfzeit bei den Igeln.
Wie alt werden Igel?
Der Uhu ist einer der größten Igelfeinde im Freiland. So ist es auch in unserem Dorf, wo sich die großen Eulen ebenfalls Beute greifen. Steinmarder, junge Katzen und kleinere Eulen werden hier vom Uhu bei nächtlichen Jagdflügen geschlagen. In Stapel wurden mehrfach Uhus beobachtet bzw. überfahren. Dem Uhu verraten sich die Igel durch ihre geräuschvolle Lebensweise. Daher werden sie in dem großen Aktionsradius dann zur leichten Beute des Nachtjägers, der sie trotz des Stachelkleides angreift, tötet und verzehrt. Die Haut des Igels mit den Stacheln liegt dann häufig als leere Hülle unter dem Nest oder Rupfplatz des Uhus.
Im Vergleich zu den nahe verwandten heimischen Fledermäusen, die bis zu 30 Jahre alt werden können, ist der Igel relativ kurzlebig. Von 300 Individuen werden nur wenige Tiere älter als 5 Jahre. Innen- und Außenparasiten setzen ihm zu und machen ihm das Leben schwer.
Wildkamera-Ergebnisse 2019
Aufgrund der Erfahrungen im Vorjahr ist an den bevorzugten Laufwegen der Igel in den Gärten und Höfen Stapels im Jahr 2019 erst im August mit dem Wildkameraeinsatz begonnen worden. Insgesamt setzten wir 20 Kameras ein. Diese sind ausgeliehen worden oder befinden sich im Besitz von interessierten Mitgliedern des Vereins. Als Ergebnis ist positiver Igelnachwuchs in 6 Fällen festgestellt worden und damit ist eine gewisse Normalität in der Igelpopulation des Ortes dokumentiert. Die Anzahl der Kamera-standorte ist wegen der kürzeren Einsatzzeit reduziert worden, bei mehr Kamerastandorten hätte die Nachwuchsquote logischerweise präziser ermittelt werden können. Ob die Nachwuchsquote ausreicht, um die Igelpopulation zu erhalten, wird sich in den nächsten Jahren zeigen. Der Verein wird weiterhin das Igelleben in Stapel beobachten.
(Kartengrundlage: Landesvermessungsamt SH)
Bei Temperaturen unter 10° C beginnt für Igel der Winterschlaf unter Moos-, Laub- oder Heunestern am Boden in Hecken, Gärten und geschützten Ecken.
So kann man dem Igel bei seiner Überwinterung helfen:
1. Trockene Laubhaufen an geschützten Stellen (aber nicht in feuchten Mulden) anbieten!
2. Zu schwache Igel in Igelstationen oder Tierheimen abgeben! Das Personal dort weiß genau, was die Tiere benötigen.
Der Naturschutzverein Süderstapel hält Broschüren zum Thema rund um den Igel kostenlos bereit. Weiterhin sind wir an Nachrichten über Igel interessiert, Meldungen über Igel-Nachwuchs oder hilflose Jungtiere nehmen wir gerne entgegen.